An der FRITZ!Box
Eero ausprobiert: Sehr gutes WLAN, (zu) einfache Administration
Neun Monate nach der Übernahme durch den Online-Händler Amazon im vergangenen Februar sind die Produkte des populären WLAN-Ausrüsters Eero nun endlich auch in Deutschland verfügbar.
„Endlich“, da die populäre Verbraucher-Lösung in den USA seit langer Zeit zu den bestbewerteten Mesh-Lösungen am Markt zählt, während hierzulande entweder zu teuren Profi-Lösungen oder halbgaren Konkurrenzprodukten gegriffen werden musste, die stellenweise wie günstige Kopie des Eero-Originals wirkten.
Neues September-Modell: Der Eero 2019
Seit genau zehn Tagen am Markt verfügbar, haben wir die letzte Woche damit verbracht Eero in unserem Heimnetzwerk genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute trauen wir uns die erste vorläufige Bewertung zu.
Das ganz schnelle Fazit vorweg: Das Eero-WLAN ist hervorragend! App, Account-Zwang und der Support für den deutschen Markt haben allerdings noch deutliches Spiel nach oben.
Ist-Zustand: WLAN mit iPhone-Aussetzern und Sonos-Trägheit
Zielgruppe der in zwei Geschmacksrichtungen verfügbaren Eero-Lösungen sind in erster Linie Anwender, die mit ihrem aktuellen WLAN-Setup nicht zufrieden sind. Entweder verfügt die Wohnung noch über tote Ecken und Funklöcher im zweiten Geschoss, oder das Reihenhaus ist gut abgedeckt, Terrasse und Garage aber überhaupt nicht. Kurz: Wenn es beim Gedanken an das Heimische WLAN irgendwo zwickt, dann zählt Eero euch zumindest zu den potentiellen Kunden.
In unserem Fall hatten wir mit wiederkehrenden WLAN-Problemen zu kämpfen, die auch durch den Mesh-Ausbau der genutzten AVM-Hardware nicht gelöst werden konnten.
Zum einen schienen im Haushalt aktive Apple-Geräte in der Lage zu sein, den Netzwerkverkehr hin und wieder komplett lahmzulegen. Zwar immer nur für einige Minuten, dafür aber hartnäckig alle 3-4 Tage mindestens ein Mal ohne erkennbaren Grund.
Zum anderen haben uns die im Haushalt aktiven Sonos-Lautsprecher immer mal wieder mit ihren trägen Reaktionszeiten in der offiziellen Sonos-App geärgert.
Wurden neue Gruppen erstellt, AirPlay-Streams initiiert oder Spotify Connect-Wiedergabelisten an die Lautsprecher übergeben, dauerte es immer ein paar Sekunden (zu lange) ehe die Sonos-App die Lautsprecher anschließend auch in den entsprechenden Gruppen und mit den aktuellen Wiedergabe-Informationen darstellte. Dass es sich hierbei um ein WLAN-Problem handeln musste, schien nach Recherchen im Freundes und Familienkreis eindeutig.
An der FRITZ!Box, statt der FRITZ!Box
Von Haus aus will Eero gerne die Kontrolle über euer gesamtes Netzwerk übernehmen. Der vorhandene Router soll, den Empfehlungen des Herstellers nach, bestenfalls zu einem „dummen“ Modem degradiert, das komplette Routing den Eero-Stationen überlassen werden.
Ersteinrichtung mit Prüfung der Positionierung
Nur in dieser Konfiguration bietet Eero dann nämlich auch seine erweiterten Zusatzfunktionen wie „Eero Secure“ oder das „Geräte Blocking“. Da unsere Netzwerktopologie jedoch ein wenig komplexer ausfällt und bestimmte Geräte ihrer angestammten Plätze behalten sollten, haben wir uns für den ebenfalls angebotenen Bridge-Modus entschieden. Bei diesen kümmern sich die Station ausschließlich um den Aufbau eines zuverlässigen WLAN-Netzwerkes, überlassen das Routing, die Vergabe von IP-Adressen und die restliche Netzwerk-Verwaltung aber dem vorhandenen Router.
Dies führt dazu, dass die folgenden Zusatzfunktionen wegfallen:
- Family Profiles: Online-Zeitbeschränkungen für ausgesuchte Geräte.
- Eero Secure: Optionaler Abo-Dienst mit Werbeblocker, 1Password-Zugang, Verbrauchsübersicht und Web-Filter.
- Eero Labs: Experimenteller Zugriff auf Beta-Funktionen.
- Nutzungs-Details: Auswertung der Bandbreiten-Nutzung aller Geräte.
- Geräte Blocking: Aussperren von bestimmten Geräten aus dem Netzwerk.
- Advanced Settings: Zugriff auf die erweiterten Netzwerk-Funktionen der Eero-App.
Ersteinrichtung und Konto-Verpflichtung
Entsprechend simpel gestaltete sich dann auch die erste Konfiguration der Eero-Station. In unserem Fall sollte das 279 Euro teure Eero 3er-Set zum Einsatz kommen. Nett verpackt, befinden sich in der Box lediglich drei USB-C-Netzteile und drei baugleiche Eero-Würfel, die jeweils mit einer USB-C-Buchse zur Stromversorgung und zwei Netzwerkanschlüsse ausgestattet sind.
Eines der Eero-Gerät wurde per Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden, die Eero-App zur Konfiguration geladen und das vorhandene WLAN der FRITZ!Box über ein DECT-Telefon (Kurzwahl: #96*0*) ausgeschaltet.
Hier muss angemerkt werden, dass die Eero-App ausschließlich in einer iOS- und einer Android-Ausgabe vorliegt. Die Konfiguration des Mesh-Netzes auf einem Rechner (über eine Webseite oder eine Desktop-Anwendung) ist derzeit nicht vorgesehen.
Und die App verlangt nach direkt beim ersten Start das Anlegen eines Eero-Kontos. Ein heutzutage zwar nicht unüblicher Vorgang, aber einer, der die Stirn in Falten wirft. Gerade weil es hier um lokale Netzwerk-Hardware geht. Funktionieren die Mesh-Geräte nicht mehr, wenn Amazon die Eero-Marke irgendwann wieder einstampft? Und: Wozu benötigt der Anbieter überhaupt eine Account-Verknüpfung?
Zumindest die zweite Frage lässt sich schnell beantworten. Das Eero-Konto ermöglicht den entfernten Zugriff auf und die Status-Abfrage beim eigenen Netz. So lässt sich auch von unterwegs aus prüfen, ob im WLAN zu Hause alles in Ordnung ist, welche neuen Geräte sich zuletzt eingebucht haben und wie es gerade um die Up- und Download-Geschwindigkeiten bestellt ist.
Übersicht zeigt Geschwindigkeit und aktive Geräte
Die Konfiguration in der App selbst könnte nicht viel einfacher ausfallen und begleitet euch Schritt für Schritt durch das Setup des Mesh-Netzes. Die Erstverbindung läuft über Bluetooth, die Integration weiterer Basisstationen dann über das einmal aufgebaute WLAN.
Hier fällt jedoch auf, was auch beim Besuch der Eero-Webseite ins Auge sticht: Die deutschen Markteinführung liegt erst wenige Tage zurück. So wurde unsere deutsche Mobilfunknummer vom Konfigurationsassistenten nicht akzeptiert; Deutsche Übersetzungen fehlen an manchen Stellen in der App, zudem setzen auch das Support-Portal und die Webseite des Anbieters (derzeit noch) fast ausschließlich auf englische Inhalte.
Einmal installiert – die eingegebene E-Mail-Adresse wurde akzeptiert – überprüfen die Eeros mit kurzen Messungen ihre Positionierung selbstständig auf guten Datendurchsatz. Anschließend müssen die aufgestellten Knotenpunkte nicht mehr angefasst werden.
Optionale Push-Mitteilung machen fortan darauf aufmerksam, wenn sich bislang unbekannte Geräte das erste Mal ins Netz einbuchen. Ein im Hintergrund aktiver Geschwindigkeits-Test prüft die aktuelle Netzanbindung kontinuierlich auf gute Konnektivität.
Detail-Ansicht listet alle Clients
Unser Fazit nach einer Woche
Unser Fazit nach einer Woche fällt unaufgeregt aus. Beide der eingangs geschilderten Probleme sind bislang nicht mehr aufgetaucht. Zudem nutzen alle Geräte stets den Access-Point in unmittelbarer Umgebung. Ein Verhalten, das wir uns auch im FRITZ!-Mesh gewünscht hätten, hier aber nicht feststellen konnten. Eero scheint sich aktiv darum zu bemühen, dass kein Gerät mit einer entfernen Eero-Basis verbunden ist, wenn es eine zweite Basis gibt die näher platziert ist.
Unterschiedliche Hardware, beliebig kombinierbar
Unser Setup haben wir mit den Ende September neu vorgestellten Eero-Basisstation (Dualband mit 2,4 GHz und 5 GHz für Geschwindigkeiten bis zu 550 Mbit/s)gebaut. Für höhere Ansprüche bietet der Hersteller auch die Eero Pro mit Tri-Band-Ausstattung (2,4 GHz, 5,2 GHz und 5,8 GHz) an, die Geschwindigkeiten bis zu 1 Gbit/s versprechen. Mit 499 Euro kostet das 3er-Pack hier jedoch fast doppelt so viel wie das reguläre 3er-Paket.
Beide Geräte-Familien werden in 1er- und 3er-Paketen angeboten und lassen sich beliebig miteinander kombinieren.
Die in den USA erhältlichen Eero Beacons, kleine Mesh-Access-Points für die Steckdose, werden hierzulande noch nicht angeboten.
Kaufen oder nicht?
Eero richtet sich an Nutzer, die unzufrieden mit ihrem aktuellen WLAN, keine Lust auf fummelige Einstellungen haben und keine ausgefallenen Netzwerker-Ansprüche haben, sondern ihr WLAN einmal konfigurieren und dann vor allem vergessen und benutzen wollen.
Diese sind hervorragend mit dem 3er-Set bedient und tun sich einen großen Gefallen mit dem Aufsetzen eines echten Mesh-Netzes.
Netzwerk-Profis (damit meinen wir auch alle Frickler, die zu Hause gerne am Rechner schrauben) werden sich wahrscheinlich über den Account-Zwang, die etwas zu schlichte Benutzer-Oberfläche der App und überhaupt an der Tatsache stören, dass zum Einstellen kein Weg an der App vorbeiführt.
Uns hat das Eero-Paket jedenfalls überzeug. Das FRITZ-WLAN bleibt ausgeschaltet.
Wie schließen mit einer Randnotiz: Auf Amazon finden sich zahlreiche Eero Wand- und Decken-Halterungen, der Hersteller empfiehlt jedoch die horizontale Positionierung auf flachem Untergrund.