Wechselrichter ermöglicht sinnvolle Zweitnutzung
EcoFlow PowerStream ausprobiert: Powerstation als Akku fürs Balkonkraftwerk
Mit PowerStream bietet EcoFlow nicht nur die Möglichkeit an, mit Balkonkraftwerken erzeugten Strom in seinen Powerstations zu speichern, sondern diesen auch bedarfsorientiert wieder abzugeben. Im optimalen Fall macht die Sonne tagsüber den Akku voll, der über Nacht dann die Grundversorgung im Haus abdeckt.
Bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass sich hierfür auch die älteren PowerStations von EcoFlow verwenden lassen. Ebenso bietet der Hersteller zwar eigene Solarpanels an, mann kann aber ebensogut ein vorhandenes Balkonkraftwerk verwenden. Einzig der von EcoFlow angebotene PowerStream-Wechselrichter – den wir in der Folge der Einfachheit halber einfach PowerStream nennen – ist als Bindeglied und Schaltzentrale zwingend erforderlich.
Die Anschlüsse am PowerStream-Wechselrichter (links die WLAN-Antenne)
Für unseren Testlauf haben wir den PowerStream mit einem schon etwas älteren Balkonkraftwerk mit 640 Watt kWp verbunden. Das für den Anschluss der beiden Solarpanels benötigte Kabel mit zwei Metern Länge ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Zusätzlich braucht ihr dann aber noch ein separat erhältliches „BKW-Batteriekabel“ passend für das jeweilige PowerStation-Modell.
Bei uns ist das vorhandene Balkonkraftwerk auf dem Gartenhaus montiert und das System wurde der Einfachheit halber direkt dort installiert. Wenn man sich die PowerStation in die Wohnung stellen will, bietet EcoFlow auch ein Flachband-Solarkabel für die Durchführung durch den Fensterrahmen oder Türen an.
Die PowerStation wird bei diesem Setup nicht mit dem Stromnetz verbunden, einzig der Wechselrichter steckt in der Steckdose. Behaltet dies im Hinterkopf, wenn ihr das Gerät ab und an mal mobil verwenden wollt. In solch einem Fall ist es unter Umständen dann auch mal nötig, den Akku an der Steckdose zu betanken. Grundsätzlich kann man die Powerstation jederzeit abziehen, um sie beispielsweise unterwegs zu verwenden.
Powerstation deckt die nächtliche Grundlast ab
Der wesentliche Grundgedanke einer solchen Installation ist wohl, dass die in der Anschaffung ja nicht gerade günstigen Powerstations eine sinnvolle Art der Zweitnutzung erfahren. Die Eckdaten hierfür lassen sich über die EcoFlow-App setzen, optional kann man sein Setup diesbezüglich dann noch mithilfe von „schlauen“ Steckdosen erweitern.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Basiskonfiguration, bei der ihr in den Einstellungen des PowerStream-Wechselrichters den „Leistungsbedarf am AC-Ausgang“ definiert. Gemeint ist hier die Grundlast in Haus oder Wohnung, die ihr beispielsweise durch die Überwachung des Zählerstands ermitteln könnt. Achtet dabei aber darauf, dass im gemessenen Zeitraum wirklich nur noch jene Verbraucher laufen, die auch während alle Personen schlafen dauerhaft aktiv sind.
Ihr könnt diesen Wert dann in der App hinterlegen, oder wenn die Gesamtkapazität der verwendeten Powerstation nicht ausreicht, auch einfach diese auf die Nachtstunden verteilen. Und da sind wir dann auch schon direkt bei dem von uns genutzten zeitgesteuerten Wechsel zwischen Tag- und Nachtfunktion.
In der EcoFlow-App kann man den Wechsel zwischen der Priorisierung der Stromspeicherung und der Stromversorgung nämlich automatisieren. Leider bislang nur auf feste Uhrzeiten bezogen und nicht abhängig von Sonnenauf- oder -untergang. Dementsprechend muss man hier ab und an man manuell korrigieren.
Tagsüber erstmal den Akku füllen
Aktuell läuft das hier dann so ab, dass der PowerStream um 8 Uhr morgens in den Modus „Stromspeicher priorisieren“ schaltet und mit dem erzeugten Solarstrom zunächst einmal den Akku der Powerstation füllt. Sobald dieser auf 100 Prozent ist, wird der erzeugte Strom komplett ins Hausnetz gespeist und kann von anderen Verbrauchern genutzt werden. Um 20 Uhr abends wird dann der Modus „Stromversorgung priorisieren“ aktiviert und der Akku gibt den vorgegebenen Wert ans Hausnetz ab, damit man nachts möglichst wenig Strom vom Anbieter beziehen muss.
Man könnte alternativ auch dauerhaft die Stromversorgung priorisieren und darauf hoffen, dass für das Wiederaufladen der Powerstation nebenbei noch ausreichend Strom erzeugt wird. Ich habe mich für die obige Variante unter anderem auch deswegen entschieden, weil die Software des PowerStream anfangs noch einige Macken hatte. EcoFlow bessert hier jedoch regelmäßig nach und das beschriebene Setup läuft mittlerweile seit vier Wochen absolut zuverlässig.
Ihr dürft übrigens nicht erschrecken, wenn PowerStream und Powerstation manchmal morgens in der App als offline angezeigt werden. Dieser Zustand ist normal, wenn die Powerstation leer ist oder die vorgegebene Untergrenze zum Akku-Stand erreicht hat. Der erste erzeugte Solarstrom „weckt“ dann den Wechselrichter und anschließend auch die Powerstation wieder auf.
Der Hersteller (und auch der generelle Umgang mit Akkus) empfiehlt übrigens, dass man den Akku nicht dauerhaft im Bereich zwischen 0 und 100 Prozent fährt. Unser Setup läuft mit den Vorgaben 5 Prozent Minimum und 95 Prozent Maximum.
Smarte Steckdosen optimieren das Setup
Will man das oben genannte Basis-Setup noch optimieren, kommen die Smart Plugs von EcoFlow ins Spiel. Generell handelt es sich hier erstmal um Schaltsteckdosen, die sich über Matter auch in HomeKit einbinden lassen. Für uns ist allerdings die Kommunikation mit dem PowerStream von besonderem Interesse. Die Steckdosen können dem Wechselrichter nämlich übermitteln, wieviel Strom aktuell über sie bezogen wird, damit dieser seine Ausgangsleistung entsprechend anpasst.
Prädestiniert für den Einsatz der EcoFlow-Steckdosen wären beispielsweise Kochgeräte, Kühlschränke oder oder sonstige Verbraucher, die ihren Strom nicht dauerhaft, sondern unregelmäßig oder in Wellen beziehen. Für unseren Test haben zwei der EcoFlow-Steckdosen mit jeweils mehreren Geräten verbunden. Natürlich muss man hier unbedingt die damit verbundene Gesamtleistung beachten, diese liegt in unseren Fällen aber weit unter dem mit 2.500 Watt angegebenen Maximum der Dosen.
Am Eindrucksvollsten zeigt sich der Sinn dieses Konzepts im Zusammenhang mit unserer „Kellersteckdose“, an der zwei Gefriergeräte und noch ein kleiner Server hängen. Die Leistungsaufnahme pulsiert hier rund um die Uhr in einem Bereich zwischen 50 und 200 Watt und der Wechselrichter kann dies direkt mit dem Strom aus dem Akku der Powerstation kompensieren.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass beide Dosen während des Testzeitraums kein einziges Mal ausgefallen sind. Unabhängig davon würden wir Schaltsteckdosen jeder Art aber generell mit Vorsicht behandeln, insbesondere wenn man Kühlgeräte daran angeschlossen hat. Daher haben wir hier noch einen kleinen „Stromwächter“ ergänzt, der im Falle einer Abschaltung Alarm schlägt.
Anschaffungskosten nicht 1:1 rechnen
Unterm Strich sind solche Anschaffungen natürlich immer mit Diskussionen über ihre Rentabilität verbunden. Dergleichen war aber auch beim Aufkommen der ersten Balkonkraftwerke der Fall und die Marktentwicklung hat gezeigt, dass sich diese deutlich schneller amortisieren, als man ursprünglich mal zu hoffen wagte.
Beim PowerStream gefällt uns besonders gut, dass man hier sein vorhandenes Setup erweitern und eine zusätzliche Möglichkeit zur Verwendung einer bereits vorhandenen Powerstation bekommt. Alternativ dazu könnte dies ebenso gut ein Kaufanreiz für Nutzer sein, die eigentlich gerne einen mobilen Stromspeicher hätten, für sich bislang zu wenig Verwendungsmöglichkeiten sahen.
Softwareseitig hat sich bei der PowerStream-Lösung von EcoFlow über die vergangenen Wochen hinweg einiges getan. Hier sah man sich anfangs durchaus mit diversen Problemen konfrontiert, die inzwischen weitgehend ausgeräumt sind. Der Hersteller hat weitere zeitnahe Updates angekündigt, um den Leistungs- und Funktionsumfang des Systems zu optimieren.
Update auf 800 Watt möglich
Der PowerStream-Wechselrichter ist in Versionen mit 600 und 800 Watt Leistung erhältlich. Die kleinere Version für Deutschland kostet aktuell 276,47 Euro und wird sich nach der erwarteten Gesetzesänderung auf 800 Watt freischalten. Für das Update will EcoFlow dem Vernehmen nach dann aber nochmal knapp 40 Euro haben.
Generell lässt sich der PowerStream-Wechselrichter in Verbindung mit den EcoFlow-Powerstations DELTA 2, DELTA 2 Max,DELTA Max, DELTA Pro und der Serie RIVER 2 verwenden. Achtet hier auf die jeweils unterschiedlichen benötigten Anschlusskabel. Bei der RIVER-Serie muss man sich zudem darüber im Klaren sein, dass sich diese nur über den Auto-Ladeanschluss mit dem PowerStream verbinden lässt und die Leistung damit auf 100 Watt begrenzt ist.