Entwickler unterstellen Geldgier
Öffentlicher Druck: Apple „pausiert“ Glücksspiel-Werbung im App Store
Wir haben bereits über die neuen Werbeanzeigen im App Store berichtet. Unter anderem verkauft Apple jetzt die zweitbeste Position im sogenannten Heute-Bereich direkt auf der Startseite des App Store an zahlungswillige Kunden. Doch damit nicht genug. Wie zu erwarten war haben insbesondere auch die Anbieter von Glücksspiel-Apps die neuen Werbeoptionen genutzt. Erst auf massiven öffentlichen Druck scheint Apple hier nun über inhaltliche Einschränkungen nachzudenken.
Now my app’s product page shows gambling ads, which I’m really not OK with.
Apple shouldn’t be OK with it, either.
The App Store has corrupted such a great company so deeply. They make so much from gambling and manipulative IAPs that they don’t even see the problem anymore. https://t.co/MnNlf7k0kT
— Marco Arment (@marcoarment) October 25, 2022
Erstmal nur die Wogen glätten?
Nachdem Apples erweitertes Werbegeschäft im Laufe des gestrigen Tages so richtig Fahrt aufgenommen hatte, sah sich der iPhone-Konzern einem Proteststurm von renommierten Entwicklern gegenüber. Auf den App-Store-Seiten von seriösen Anwendungen wie Podcast-Apps oder Taschenrechnern wurde für Online-Casinos und zweifelhafte Sportwetten geworben.
Can you imagine having $48.2 billion cash on hand and YET still thinking "ah yes, those House of Fun Casino ads will grow our bottom line, let's do it" pic.twitter.com/j1k6WT8i2H
— Federico Viticci (@viticci) October 26, 2022
Letztendlich dürfte es dann auch nur dem Bekanntheitsgrad der protestierenden Entwickler zu verdanken sein, dass Apple die Auslieferung von Anzeigen aus bestimmten Bereichen vorübergehend eingestellt hat. Gegenüber dem Apple-Blog MacRumors ließ das Unternehmen verlauten, dass man Anzeigen mit Bezug auf Glücksspiel und ein paar weitere Kategorien „pausiert“ habe. Das bedeutet wohlgemerkt nicht, dass sich das Unternehmen hier schon zu einer generellen Regelung durchringen konnte.
It is really sad to me that Apple needs to start taking Casino Game Ad Money in order to make their line go up for the shareholders. When Steve introduced iAds and the whole pitch was, "These ads aren't garbage, you'll like these ads." This department shouldn't exist at all, imho https://t.co/VHOeryW5Ro
— Cabel (@cabel) October 25, 2022
Apples Abkehr von den ursprünglichen Werten
Apple scheint hier ganz nach dem Motto „Man kann’s ja mal probieren“ die Belastbarkeit seiner Kunden auszutesten. Nachdem die im App Store angebotenen Glücksspiel-Apps ohnehin schon seit jeher im Verruf stehen, scheint unverständlich, warum der Hersteller gerade den Anbietern dieser Anwendungen zugesteht, ihre Werbebanner ohne Einschränkungen über alle Kategorien hinweg zu platzieren. Es scheint offensichtlich, dass Geld hier eine führende Rolle spielt. Apple verdient hier nämlich nicht nur durch die Werbebuchung selbst, sondern kassiert im Erfolgsfall auch noch seine Provision für den Kaufpreis beziehungsweise über die entsprechende App getätigte In-App-Käufe.
Als der Apple-Gründer Steve Jobs 2010 das ursprüngliche iAds-Konzept vorgestellt hat, war dies als Option für Entwickler gedacht, ihre Apps mit ansprechenden und auf die Plattform zugeschnittenenAnzeigen zu finanzieren. Eine zentrale Vorgabe war Jobs zufolge, dass man die Qualität der Werbung verbessern wolle. Davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Apple hat sich längst von dem von Steve Jobs getragenen Credo, das Geld eine der Qualität untergeordnete Rolle spielt, verabschiedet.