Große Auswertung der verbotenen Wörter
Apples Geräte-Gravur: In China mit vorauseilender Wort-Zensur
Das Citizen Lab, eine auf Cyberspace, globale Sicherheit und Menschenrechte fokussierte Einrichtung der Universität Toronto hat die Ergebnisse einer ausführlichen Untersuchung der von Apple angebotenen Geräte-Gravur veröffentlicht.
Auch in Deutschland mit Einschränkungen
Gravierende regionale Unterschiede
Die Erkenntnisse, die die beiden Forscher Jeffrey Knockel und Lotus Ruan unter der Überschrift „Gravierte Gefahr“ veröffentlicht haben, lassen gravierende regionale Unterschiede in Apples Handhabe der Geräte-Gravur erkennen. Vor allem China gegenüber ist Apple deutlich zuvorkommender als es die Gesetzeslage im Land überhaupt vorschreiben würde.
Konkret haben die Forscher in sechs Regionen (Vereinigte Staaten, Kanada, Japan, Taiwan, Hongkong und Festlandchina) ausgewertet, welche Begriffe Apple von der kostenlosen Gravur ausschließt und zählen den Konzern für sein chinafreundliches Verhalten an, das auch Referenzen auf das Tian’anmen-Massaker am Platz des himmlischen Friedens von der Gravur ausschließen würde.
So untersagt Apple chinesischen Anwendern etwa die Gravur der Zahlenkette „8964“ die an die Aufstände des 4. Juni 1989 erinnert, lässt keine Kritik am politischen System zu und gestattet weder die Gravur der Namen bekannter Dissidenten oder unabhängiger Nachrichten-Organisationen noch werden Begriffe im Zusammenhang mit Religionen, Demokratie und Menschenrechten akzeptiert.
Keine Referenzen auf Demokratie und Menschenrechte
In den Vereinigten Staaten hingegen werden fast ausschließlich herablassende, beleidigende oder sexuell explizite Wörter von der Gravur ausgeschlossen.
Während die Forscher für den amerikanischen Markt eine Liste mit 170 verbotenen Begriffen extrahieren konnten, zählt die für Festlandchina ermittelte Liste 1045 Begriffe.
Nach Einschätzung der Forscher macht Apple selbst keine Angaben zur Herkunft der verbotenen Gravur-Begriffe und entfernt deutlich mehr, als rechtlich erforderlich sei:
Wir haben festgestellt, dass ein Teil von Apples politischer Zensur auf dem chinesischen Festland sowohl nach Hongkong als auch nach Taiwan ausstrahlt. Ein Großteil dieser Zensur geht über die rechtlichen Verpflichtungen von Apple in Hongkong hinaus, und uns ist keine rechtliche Rechtfertigung für die politische Zensur von Inhalten in Taiwan bekannt.
Die vollständigen Forschungsergebnisse lassen sie hier einsehen.