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„Lean in“ als Fastfood: Blinkist optimiert Sachbücher für den mobilen Alltag

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Der Kaffee zum Mitnehmen war eine persönliche Revolution: Aus dem Bett ins Bad in die U-Bahn ohne Zwischenstopp. Und noch bevor ich im Büro angekommen war, hatte ich schon ein Liedchen auf den Lippen. Frisch ans Werk – was für ein Start.

Jetzt also das Wissen zum Mitnehmen: Dicke Sachbuchwälzer für den mobilen Alltag in schlanke „Blinks“ – Mini-Referate – gefasst. Klingt gut! Noch bevor meine Kollegen Steve Jobs goldene Präsentationsregeln überhaupt verstanden hätten, könnte ich meinen Trumpf schon ausspielen. Oder die Weisheiten Buddhas verinnerlicht haben oder zum Veganer geworden sein. Das alles auf meinem halbstündigen Weg zur Arbeit.

Bekannte von mir schwören auf den Wissenssnack für den kleinen Bildungshunger zwischendurch. Und da „Blinkist“ (AppStore-Link), der Dienst, der das alles möglich machen soll, mir auch in letzter Zeit des Öfteren in der Zeitung begegnet, bin ich neugierig geworden.

Blinkist

Anders als ähnliche Dienste will Blinkist keine einfachen Zusammenfassungen von Büchern anbieten, sondern ein speziell für mobiles Lesen entwickeltes Format: Blinks, kleine Wissenseinheiten, die so verdaulich wie eine Reuters-Meldung geschrieben sind.

Ich lade mir die kostenlose App aus dem Store. 50 deutsche und englische Titel stehen bisher zur Verfügung. Drei sind frei; für alle weiteren zahle ich zwischen 89 Cent und 1,79 € oder im Abo 4,49 €. Das ist fair. Das Angebot ist allerdings überschaubar: Gefühlte 80 Prozent fallen in die Kategorie Lifestyle, wie werde ich glücklich, erfolgreich und jung. Da sich die Auswahl nach Bestseller-Listen richtet, frage ich mich, was Deutschland eigentlich so alles liest.

Ich picke mir „Lean in“ von Sheryl Sandberg heraus. Vielleicht kann ich mir ja eine kleine Scheibe von Sandbergs Willen zum Erfolg abschneiden. Fünft Blinks lese ich in der Bahn. Nach dem Aussteigen habe ich leider erst die Hälfte von dem Pensum absolviert, dass die Macher als Marke ausgegeben haben. Hängengeblieben ist auch nichts. Blinkist’s Idee vom Lernen on the Go funktioniert bei mir nicht.


(Direkt-Link)

Also versuche ich es noch einmal zu Hause. Die Blinks lesen sich tatsächlich erstaunlich gut. Sehr griffig, sehr beispielhaft. Eben wie kleine Referate, die jemand mit Sachverstand geschrieben hat. Der Autor lenkt meinen Blick auf diese und jene These, die er als zentral empfindet. Das Ganze im distanzierten Stil eines Ratgebers, der mich wiederum vergessen lässt, dass hier zwar jemand Sandbergs Vokabular und Beispiele benutzt, um Sandbergs Gedanken zu erklären, aber eben nicht Sandberg selbst ist. Auch finde ich keinerlei Verweise zum Original. Da könnte der Dienst auf jeden Fall nachbessern.

Blinkist2

Alles in Allem ist Blinkist kein schlechter Dienst, wenn man seinen Service mit einigen Einschränkungen benutzt:

  • Es gibt ein paar gute Titel. Und dann noch eine ganze Reihe, die für Glücksritter gedacht sind.
  • Die Blinks werden zwar von Autoren geschrieben, die sich mit den Werken eingehender beschäftigen. Aber ob und inwiefern sie dem Original auch nur annähernd gerecht werden, lässt sich ohne Quellenbezug schlecht nachvollziehen.
  • Ob man die Blinks wirklich so einfach wie Coffee to go komsumieren kann, wage ich zu bezweifeln. Dafür kann man den Dienst wunderbar dazu benutzen, bereits gelesene Inhalte mal wieder aufzufrischen oder sich für neue Bücher begeistern zu lassen.
  • Rechtlich ganz unproblematisch ist die wirtschaftliche Verwertung der Bücher durch Blinkist nicht. Zwar wird das Urheberrecht nicht verletzt, aber einige andere Rechte wie das Markenrecht der Verlage könnten betroffen sein. Die Verlage selbst scheinen allerdings ein Interesse an dem Dienst zu haben und werden deshalb vermutlich nicht so kleinlich sein.
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28. Mai 2013 um 14:31 Uhr von Johanna Fehler gefunden?


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    2 Kommentare bisher. Dieser Unterhaltung fehlt Deine Stimme.
  • Klingt interressant, aber man ist naturlich ganz schoen auf die auswahl der app angewiesen. Na mal anschauen

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