"Temperaturüberwachung" und "Thermische Bildgebung"
Wärmebildkamera fürs iPhone: Topdon TC002 ausprobiert
Anfang der Woche hat sich die noch recht junge Wärmebildkamera TC002 des Herstellers Topdon erstmals auf unseren Radar geschoben. Inzwischen haben wir eine Handvoll Einsätze mit der modularen Infrarotkamera hinter uns und sind sowohl von den Ergebnissen als auch von der Handhabung der zugehörigen Anbieter-App positiv überrascht. Kritik haben wir allerdings auch anzubringen.
Kommt mit Schutztasche…
Die Infrarotkamera wird mit einer Schutztasche ausgeliefert und nicht nur von einem Reinigungstuch begleitet, sondern auch von einem etwa 60 cm langen Lightning-Verlängerungskabel, das iPhone und Kameramodul voneinander entkoppelt. So ist dann auch der Blick um die Ecke oder in schwer zugängliche Bereiche möglich, ohne dass der iPhone-Bildschirm dann nicht mehr eingesehen werden kann.
Mit dem Apple-Handy verbunden, wird die Wärmebildkamera von diesem mit Strom versorgt und besitzt keinen eigenen Akku. Sobald das Kameramodul eingesteckt wird, bietet das iPhone zudem selbstständig den Start der zugehörigen TC002-Anwendung an. Die App ist mit einer deutschen Benutzeroberfläche ausgestattet und lässt sich auch von Laien wie uns, die bislang noch nicht mit „Emissionsgrad-Tabellen gängiger Materialien“ konfrontiert wurden, schnell verstehen.
…Putztuch und Lightning-Verlängerungskabel
Zwei Hauptbereiche in der App
Die Anwendung teilt sich in zwei Bereiche: „Temperaturüberwachung“ und „Thermische Bildgebung“.
Unter der Überschrift „Thermische Bildgebung“ ruft man die Wärmebildkamera auf, die wahlweise auf einen Temperaturbereich von -20° bis 150° oder von 150° bis 550° Celsius eingestellt werden kann. Sowohl beim Erststart als auch beim Wechsel der Messbereiche benötigt die Kamera einige Sekunden zur Selbstkalibrierung.
Die App startet beim Anschluss automatisch
Dies fällt zudem auch im Einsatz auf: Ein bis zweimal pro Minute klickt die Kamera hörbar, friert das Bild für den Bruchteil einer Sekunde ein und läuft dann weiter. Kein Bug, sondern ein Feature, wie auch der Anbieter im FAQ erklärt. Bei den kurzen Klick-Geräuschen handelt es sich nach Angaben des Herstellers um die normale, vollautomatische Temperaturkalibrierung, die im Betrieb immer wieder durchgeführt werden muss, um auf sich verändernde Umgebungstemperaturen zu reagieren.
- PDF-Download: Topdon TC002 Handbuch
Die Temperatur wird dabei durchgängig ermittelt. Im Kamerabild wird jeweils der kälteste und der wärmste Punkt markiert sowie ein Farbverlauf dargestellt, der über die Breite des Spektrums informiert und sich dynamisch an dieses anpasst.
Anwender haben hier nun die Möglichkeit, die Temperaturwerte der interessanten Stellen im Bild genauer in Erfahrung zu bringen. Dafür stehen in der Anwendung mehrere Werkzeuge bereit.
Man kann das iPhone drehen, die App arbeitet aber nur im Hochformat
Mehrere Messwerkzeuge verfügbar
Das Punkt-Werkzeug informiert über die aktuelle Temperatur an einem bestimmten Bildpunkt. Mit dem Linienwerkzeug lässt sich eine Linie im Kamerabild ziehen, auf der wiederum ebenfalls der wärmste und der kälteste Punkt markiert werden.
Das Flächenwerkzeug gestattet das Aufziehen eines Rechtecks im Kamerabild. Gleiches Spiel: auch hier werden der wärmste und der kälteste Punkt in Echtzeit markiert, bewegt sich die Kamera (und mit ihr das beobachtete Motiv) verändern sich auch die angezeigten Werte.
Punkt-, Flächen und Linien-Messung
Die Messwerkzeuge lassen sich gemeinsam in einem Bild einsetzen. Anders formuliert: sowohl eine Flächenmessung als auch eine Punkt- und eine Linien-Messung sind im Livebild gleichzeitig möglich.
Farblich lässt sich die Darstellung der Wärmebildkamera auf mehrere unterschiedlich Arten visualisieren, zudem haben Anwender die Möglichkeit das richtige Kamerabild als kleinen halbtransparenten Bild-in-Bild-Bereich über das Wärmebild zu legen. Helligkeit und Kontrast können angepasst werden. Wer sich nur für bestimmte Bereiche interessiert kann farbliche Temperaturgrenzen festlegen.
Die Farbdarstellung ist konfigurierbar
Temperaturüberwachung mittelprächtig
Der zweite Hauptbereich der App ist die Temperaturüberwachung, die den Temperaturverlauf eines zuvor ausgewählten Bildbereiches auf einer Zeitachse visualisiert. Auch hier stehen Punkt, Linie und Fläche zur Auswahl zur Verfügung.
Die Temperaturüberwachung könnte jedoch besser realisiert werden. So bietet die App (von Bildschirmfotos abgesehen) keine Möglichkeit an die Temperaturüberwachung als Datensatz zu exportieren. Und auch der Aufruf zurückliegender Überwachungen gestaltet sich schwierig.
Das Abrufen der Messwerte ist (vor allem bei kurzen Sitzungen) wenig komfortabel
Diese können nur angezeigt werden, wenn man die genaue Zeit der Überwachung angibt, um diese so manuell aufzurufen. In der App ist nämlich ansonsten nirgends ersichtlich, dass gesicherte Temperaturüberwachungen verfügbar sind. Vertut man sich bei der Eingabe um ein paar Minuten, zeigt die App nur ein leeres Datenblatt.
Kann auch Videos
Dafür bietet die TC002 die Möglichkeit an Live-Videos der regulären Temperaturmessungen zu erstellen und kann diese als Videodatei speichern und exportieren. Von den Temperaturüberwachung mit mitlaufender Temperatur- und Zeit-Achse lassen sich leider keine Videos generieren.
Falsch gehalten: Dieses Video wurde rotiert und komprimiert
Die TC002 kann nicht durch Wände hindurch schauen hat mit 256 x 192 Bildpunkten aber eine vergleichsweise ordentliche Auflösung und ist in der Lage, einen noch heißen Streichholzkopf auf einer Wiese auszumachen.
Die Wärmebildkamera für das iPhone macht einen guten, sehr funktionalen Eindruck und verlangt eigentlich nur noch das passende Einsatzgebiet. Auf Amazon wird die Kamera für 245 Euro angeboten.