"europäisches YouTube"
Schon 2019: Super-Mediathek der ARD soll in diesem Jahr starten
Erstmals ins Gespräch brachte der BR-Intendant Ulrich Wilhelm den Aufbau einer neuen sozialen Plattform, die als Anlaufstelle für die Video-, Ton- und Text-Inhalte der öffentlich-rechtlichen Anstalten und deutschen Verleger fungieren könnte, im vergangenen Frühjahr.
Anstatt die eigenen Nutzer auf amerikanischen Drittanbieter-Portale wie YouTube und Facebook zu schicken, könnte eine auf den deutschen Raum fokussierte „Super-Mediathek“ als Plattform für Kommentare, Diskussionen, Likes und das Teile interessanter Inhalte aufgebaut werden, die sowohl von der privaten Industrie als auch von den beitragsfinanzierten Sendern bestückt und betreut werden könnte.
Die Damals nur vage ausformulierten Pläne – Mathias Döpfner, Präsident des Zeitungsverlegerverbandes BDZV und Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages, hatte sich verhalten Positiv zum Thema geäußert, die Intendanten von RBB und WDR signalisierten grundsätzliches Interesse – scheinen inzwischen weiter gereift zu sein.
So hat der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm im Interview jetzt erstmals zum Starttermin (in diesem Jahr) und dem Umfang der Plattform (öffentlich-rechtlichen Sender, Private Programme und Zeitungs-Verleger) geäußert.
In Frankreich gab es eine sehr positive Resonanz, auch vonseiten der EU in Brüssel. Richtig ist, dass sich die Diskussion in Deutschland noch sortieren muss. Ich werbe für einen ambitionierten Ansatz, der Europa eine Selbstbehauptung im digitalen Raum ermöglicht: eine gemeinsame digitale Infrastruktur, die von unterschiedlichsten Anbietern etwa aus Kultur, Wissenschaft, Bildung und den Medien für die Verbreitung ihrer Inhalte genutzt werden kann, als Alternative zu den Plattformen der US-Giganten. Mitunter wird darüber so diskutiert, als gehe es um ein Entweder-Oder zwischen Regulierung der amerikanischen Plattformen und eigenen Initiativen in Europa.
Ein ambitioniertes Projekt und ein lesenswertes Interview.