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Gerichtsbeschluss in Deutschland

Polizei-Zugriff aufs Smartphone: Umweg über abgenommene Fingerabdrücke rechtens

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78 Kommentare 78

Im Internet macht gerade die Meldung die Runde, dass man in den USA polizeilich dazu gezwungen werden kann, sein Smartphone per Fingerabdruck zu entsperren. In einem Berufungsverfahren hat das zuständige Gericht entschieden, dass eine solche Maßnahme rechtens und mit Vorgängen wie einer Blutabnahme vergleichbar sei.

Nicht nur in den USA

Wer nun denkt, die USA sind weit weg und für ihre zum Teil ungewöhnliche Auffassung von Datenschutz und Privatsphäre bekannt, muss lernen, dass es diesbezüglich hierzulande nicht unbedingt anders aussieht. Das Law Blog berichtet von einem vergleichbaren Fall, der vor dem Landgericht Ravensburg verhandelt wurde.

Hier hatte sich ein Beschuldigter geweigert, den passenden Finger auf den Fingerabdrucksensor seines Smartphones zu legen, um das Gerät zu entsperren. Die Polizei hat den Handy-Besitzer daraufhin zwar nicht direkt dazu gezwungen, sein Smartphone zu entsperren, stattdessen haben die Behörden einen interessanten Workaround gefunden, mit dessen Hilfe sie ihr Ziel letztendlich erreicht haben.

Touch Id

Der zuständige Ermittlungsrichter hat veranlasst, dass dem Beschuldigten Fingerabdrücke genommen werden und mit diesen als Grundlage wurde dann offenbar das Smartphone entsperrt. Auf welche Weise dies konkret umgesetzt wurde, wäre interessant zu wissen, technische Details hierzu wurden jedoch bislang nicht veröffentlicht.

Die Entscheidung des Gerichts basiert auf einem inzwischen etwas angestaubten Paragrafen der Strafprozessordnung, nach dem die Abnahme der Fingerabdrücke zulässig ist, soweit dies für ein Strafverfahren benötigt wird. Als das Gesetz formuliert wurde, war jedoch an Mobiltelefone und Fingerabdrucksperren noch nicht zu denken, stattdessen wurde mit dem Abnehmen von Fingerabdrücken der Vergleich mit Tatortspuren und dergleichen assoziiert. Den Richtern zufolge wurde das Gesetz jedoch technikoffen formuliert und bindet somit neue Entwicklungen mit ein.

Passcode muss nicht herausgegeben werden

Wer vermeiden will, dass die Inhalte seines Handys auf diese Weise preisgegeben werden, soll den Verfassern des Law Blog zufolge die Fingerabdrucksperre deaktivieren und stattdessen ein Passwort verwenden. Passwörter muss man in Deutschland bislang nämlich nicht herausgeben.

Bei den beiden genannten Fällen waren die Mobiltelefone mit Fingerabdrucksensoren ausgestattet, daher findet Face ID hier nirgendwo Erwähnung. Theoretisch könnte man die Situation hier dann am Beispiel von einer erkennungsdienstlichen Behandlung inklusive Fotos nachzeichnen. Hier dürfte es aber ungleich schwieriger, wenn überhaupt möglich sein, ein iPhone mithilfe eines Fotos seines Besitzers zu öffnen.

19. Apr 2024 um 15:32 Uhr von chris Fehler gefunden?


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    78 Kommentare bisher. Dieser Unterhaltung fehlt Deine Stimme.
  • @ifun: Face ID mittels Foto entsperren? Das solltet ihr besser wissen ^^

  • Crack Federvieh

    Kommt nicht nach einer Weile Inaktivität nicht sowieso die Passwortabfrage? Aber es scheint ja funktioniert zu haben, entweder indem man schnell war oder man kann die Touch-ID- und Face-ID-Abfrage länger aktiv halten.

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  • 5x schnell die Sperrtaste drücken bevor ihr festgenommen werdet, dann sind Touch-/Face-ID gesperrt und der Code muss benutzt werden. Folgt mir für mehr praktische Life-Hacks

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  • Ein Kommentar zum löschen!

    Ansonsten viel Spaß beim abhack….

  • Erwähnt sei:
    5 mal die Seitentaste deaktiviert Biometrie beim iPhone.

    Danach lässt sich das Gerät nur noch mit Code entsperren.

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  • Geht doch viel einfacher.
    Den Typ in den Knast stecken und Handy wegnehmen. Wenn er schläft, das Ding vors Gesicht halten. Habe fertig.

  • Eine Sekunde gleichzeitig auf Lautstärke und Sperrknopf drücken, und schon braucht es ein Passwort zum Entsperren. Mache ich an jeder Grenz- und Polizeikontrolle.

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  • Nach 2 Wochen Erzwingungshaft verkaufst Du sogar deine Familie :-)

  • Wenn man vor dem Schreiben vergisst das Hirn aus dem Standby hochzufahren :)

  • Zweischneidiges Schwert, wie immer: was zur Bekämpfung von Kriminalität wünschenswert ist, ist in einer Diktatur ggf. tödlich.

    In Polen wurden unter PIS offenbar nicht nur Daten politischer Gegner ausgespäht, sondern Kommunikation auch gefälscht. Und Polen war, bei aller Problematik, weit davon entfernt, eine klassische Diktatur zu sein.

  • Das Telefon über Computer in der Apple ID einfach als gestohlen oder vermisst melden. Wenn es dann geöffnet wird, werden alle Daten automatisch gelöscht oder übersehe ich da was?

    • Ja, du übersiehst was. Das iPhone benötigt eine aktive Internetverbindung um vom Apple Server das Signal zu empfangen, dass es als verloren markiert ist und gelöscht werden soll. Die Ermittlungsbehörden werden aber wenn möglich den Flugzeugmodus aktiviert oder die SIM entfernt haben. Falls das nicht möglich ist, werden sie das Handy in einem Raum ohne Empfang entsperren.

      In manchen Fällen wird auch das Board ausgebaut und an einer „Kopie“ gearbeitet, um den Schutz des Löschens nach 10 Fehleingaben zu umgehen.

  • Vollkommen legaler und legitimer Ansatz!

    Sehe das Problem nicht.

  • Finde ich grundsätzlich okay, aber das ist ein Umstand, den auch Verbrecher ausnutzen können. Gut wäre deshalb ein System, das erkennt, wenn das iPhone ungewollt abgenommen oder eine Entsperrung erzwungen wird. Dann stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob das rechtens ist, weils einfach für alle nimmer funktioniert. Doof nur, wenn man dann die Person beim Passwort eingeben beobachten kann. Da müsste es andere Möglichkeiten geben. Vielleicht auch sowas wie „Gesichtszüge“ oder separate Finger, die das iPhone sperren, dass man es selbst entscheiden kann

  • Antworten moderated
  • Einfach paar Mal den falschen Finger auflegen und Touch ID ist gesperrt. Verstehe das Problem nicht.

  • Apple Watch mit aktiver eSIM nehmen, Geräte öffnen und iPhone als verloren melden. Zack kann die Polizei nichts mehr. Alternativ Power Taste und Lautstärke Taste drücken, zack kann die Polizei nichts mehr machen. iPhone am besten mit ESIM nutzen und kontroll Center im gesperrten Zustand verweigern. Gleiches gilt für Siri.

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  • das mit dem nachgestalteten Fingerabdruck & TouchID knacken (glaube mittels einer Folie?) hat doch der Chaos Computer Club schon damals direkt bei Einführung von TouchID gezeigt; bin mir zu 99% sicher, dass das eine Meldung auf Ifun war…
    nach 10 Jahren etwa schon neues Personal, oder wie? ;P

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    • Nein, kein neues Personal. Aber gerade nach so langer Zeit wäre es spekulativ zu sagen, dass es genau so abgelaufen ist. Interessant wäre vielmehr, inwiefern dergleichen inzwischen automatisiert ist und wie häufig das Verwendung findet.

  • 6 mal die Ein / Austaste drücken dann sollte nichts mehr außer dem Code gehen.

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  • TeeTassenTrüffel

    Die Deutschen und ihr Datenschutz… bis wieder was passiert & alle weinen „wie konnte das passieren, der Schock sitzt tief“ blabla :D

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  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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