Gegen Dopamin auf Knopfdruck
„one sec“: Mehr Achtsamkeit statt blinder App-Starterei
Wer seine iPhone-Nutzung trotz aktivierter Bildschirmzeit-Option nicht wirklich im Griff hat und sich immer wieder dabei ertappt gerade erst geschlossene Anwendungen erneut zu starten, um diese auf neue Inhalte, Likes und Kommentare zu prüfen, wirft vielleicht mal einen Blick auf one sec.
Der Download will für einen bewussteren Umgang mit den oft gedankenlos angetippten Zeitfressern sorgen und setzt dafür auf einen trickreichen Umweg über Apples Kurzbefehle-App.
Manuelle Konfiguration nötig
Werden ausgewählte Anwendungen gestartet, schließen sich diese automatisch wieder, leiten an die „one sec“-Applikation weiter und halten euch zu einer kurzen Atemübung an. Anschließend wird eingeblendet, wie oft ihr die gewählte Applikation in den letzten 24 Stunden bereits gestartet habt und die einfache Frage gestellt: Soll die App wirklich ein weiteres Mal gestartet werden, oder wollt ihr euch und eurem Kopf eine kleine Pause gönnen.
Was wir als ganz nettes Konzept durchgehen lassen, muss leider etwas frickelig zusammengebastelt werden. Für jede Anwendung, die erst nach der kurzen Atemübung starten bzw. euch vor die Wahl stellen soll, den Startvorgang doch noch abzubrechen, müssen gesonderte Automationen erstellt werden.
Befinden sich die Apps, deren Nutzung ihr gerne überwachen wollen würdet zudem nicht in der Liste der vorgeschlagenen Applikationen, müsst ihr das URL-Scheme der Anwendung in Erfahrung bringen – nicht alle Apps verfügen jedoch über eigene URL-Schemes.
Gegen Dopamin auf Knopfdruck
„one sec“ ist an sich eine gute Idee, die richtig ordentlich allerdings nur durch Apple selbst implementiert werden könnte. Die für 3,50 Euro erhältliche Anwendung von Frederik Riedel ist die zweitbeste Variante. Passt aber auf: Nach Angaben des Entwicklers wird die Nutzung von „one sec“ langfristig sehr nervig:
Kurzfristig werden unterbewusste App-Öffnungen verhindert (ausgelöst z.B. durch Langeweile an der Bushaltestelle). Man merkt oft gar nicht, dass man eine bestimmte App öffnet, obwohl man das gerade vielleicht gar nicht will. one sec verhindert das direkt durch die Atemübung.
Langfristig ist one sec sehr nervig. Aber genau das ist die Wirkungsweise: Durch zusätzliche “Friction” wird der “Dopamin auf Knopfdruck-Effekt” für das Gehirn ausgehebelt. Anscheinend ist es dann doch nicht Wert 10 Sekunden zu Warten, bis man Instagram öffnen kann, sodass mit der Zeit Verlangen Social Media Apps (o.ä.) zu öffnen verblasst.