Einsamkeit in der Schule nimmt zu
Mehr depressive Jugendliche: Smartphones nicht unschuldig
Eine aktuelle Studie mehrerer amerikanischer Wissenschaftler, darunter Forscher der University of Arkansas und der San Diego State University, hat sich mit den Ursachen und Gründen für die dokumentierte Zunahme depressiven Verhaltens unter Heranwachsenden gewidmet.
Erforscht werden sollte unter anderem, ob der Anstieg von depressivem Verhalten und Einsamkeit bei Jugendlichen weltweit mit messbaren Faktoren wie etwa der wirtschaftlichen Lage, dem Einsatz neuer Technologien oder Veränderungen in der Familienzusammensetzung zusammenhängen.
„School Loneliness“ weltweit auf dem Vormarsch
Um mit vergleichbaren Ergebnissen zu arbeiten haben die Forscher dabei die sogenannte „School Loneliness“ (also die „Einsamkeit in der Schule“) genauer betrachtet. Eine Wert, den die im dreijährlichen Turnus durchgeführten PISA-Studien der OECD ermitteln.
Dabei bewerten Jugendliche unter anderem einen Fragenkatalog zum Wohlbefinden in der Schule, der mehrere Statements wie die folgenden beinhaltet: „Ich fühle mich in der Schule wie ein Außenseiter“, „Ich fühle mich in der Schule zugehörig“, „Ich finde in der Schule leicht Freunde“, „Ich fühle mich in meiner Schule unbeholfen und fehl am Platz“, „Andere Schüler scheinen mich zu mögen“ und „Ich fühle mich in der Schule einsam“. Heraus kommt ein Wert zur „School Loneliness“.
Dieser hat in den zurückliegenden Jahren nicht nur stetig zugenommen, auch scheinen sich deutliche Korrelationen mit dem Zugang zum Internet und der Smartphone-Nutzung abzuzeichnen.
Viel Einsamkeit bei großer Smartphone-Sättigung
Zwischen 2012 und 2018 hat die „School Loneliness“ in 36 von 37 untersuchten Ländern zugenommen. 2018 hat sich der Wert der Jugendlichen, die über ein erhöhtes Maß an „School Loneliness“ klagten, gegenüber 2012 verdoppelt.
Die „School Loneliness“ war dabei besonders unter den Jugendlichen in Ländern mit hoher Smartphone- und Internetnutzung ausgeprägt. Demgegenüber sorgte eine erhöhte Arbeitslosigkeit eher für eine Abnahme der „School Loneliness“. Faktoren wie Familiengrößen, Bruttoinlandsprodukt und Einkommensungleichheiten schienen hingegen keinen Einfluss auf die „School Loneliness“ zu haben.
In Interaktionsanalysen war der Anstieg der Einsamkeit in der Schule in Ländern mit einem anfänglich geringeren Smartphone-Zugang größer. Dies deutet darauf hin, dass der kulturelle Effekt der Technologie am stärksten ist, wenn der Smartphone-Zugang von Jugendlichen von einer geringen Mehrheit auf eine beträchtliche Mehrheit (etwa 75 %) ansteigt, und nicht, wenn er von einem hohen Zugang auf einen sehr hohen Zugang ansteigt. […]
Die durchschnittliche Einsamkeit scheint sich also am stärksten zu verschieben, wenn der Smartphone-Zugang ein kritisches Niveau überschreitet, was darauf hindeutet, dass der Effekt eher auf die Gruppendynamik als auf einen hohen Zugang per se zurückzuführen ist.
Wir können zwar nur spekulieren, aber vielleicht verfestigt sich die soziale Norm der digitalen gegenüber der persönlichen Interaktion unter Jugendlichen, wenn die Smartphone-Nutzung etwa 3 von 4 Personen erreicht. Zukünftige Forschung sollte das kritische Niveau des Zugangs zu Smartphones oder sozialen Medien untersuchen, das die Dynamik der sozialen Interaktion in einer Gruppe verändert.