Hohe Preise auch für geklaute Geräte
iPhone-Kriminalität: Apples Aktivierungssperre als überwindbare Herausforderung
Mit der Aktivierungssperre oder „iCloud-Sperre“ hat Apple vor sechs Jahren eine wirksame Maßnahme zur Eindämmung des iPhone-Diebstahls eingeführt. Fremde Geräte sind für Diebe nutzlos, solange diese noch mit dem iCloud-Konto des rechtmäßigen Eigentümers verbunden sind. Dieser kann die Geräte nicht nur orten, sondern auch sperren. In der Folge lässt sich allenfalls noch mit den Einzelteilen dieser Geräte Geld machen.
Doch wohl nicht zuletzt die steigenden iPhone-Preise haben dazu geführt, dass die Kriminalität in diesem Bereich wieder ansteigt. So wurden vermehrt Überfälle registriert, bei denen iPhone-Besitzern nicht nur ihr Smartphone abgenommen, sondern mit Waffengewalt auch das Löschen des Geräts aus dem persönlichen iCloud-Konto gefordert wurde. Begleitend beschäftigt sich eine rege, lichtscheue Community mit den Möglichkeiten, die iCloud-Sperre im Nachhinein zu entfernen. Ein Artikel des Online-Magazins Motherboard gestattet einen Blick hinter die Kulissen.
Nicht immer handelt es sich tatsächlich um gestohlene Geräte, teils stammen die gesperrten iPhones auch aus den Rückläufer-Beständen der großen Provider, die ihrerseits ebenfalls keine Möglichkeit haben, die Sperre zu entfernen. Der Wert eines gebrauchten Geräts steigt durch Entfernen der Sperre um das Zwei- bis Dreifache. Doch egal aus welcher Quelle die gesperrten iPhones stammen, es gibt lediglich drei Wege, sie wieder in vollem Umfang nutzbar zu machen – und nur zwei davon sind praktikabel:
- Der ursprüngliche Besitzer muss sich anmelden und die iCloud-Sperre aufheben.
- Der Manager eines Apple Store kann die Sperre nach Eigentumsnachweis aufheben.
- Man kann mit sehr viel Aufwand Komponenten entfernen, austauschen und umprogrammieren, und auf diese Weise quasi ein „neues“, nicht registriertes iPhone schaffen.
Letztere Option fällt in der Regel flach. Bleiben die Varianten eins und zwei, diese werden von einschlägigem Klientel dann auch mit großem Aufwand verfolgt.
Eine vielversprechende Variante scheint der Weg über Apple zu sein. Den Berichten zufolge stehen die Chancen, wenn man im persönlichen Gespräch und mithilfe einer gefälschten Rechnung um Entsperrung bittet, durchaus gut. Auch unter zwielichtigen Reparaturshops sei diese Variante beliebt und es gäbe sogar einen Schwarzmarkt, auf dem Originalrechnungen der großen Provider zu Preisen bis 150 Dollar gehandelt werden.
Als Alternative bleibt der Versuch, die Anmeldedaten des ursprünglichen Nutzers zu ergattern. Hier scheinen sich auch aufwändige Social-Engineering-Maßnahmen zu lohnen, die Erfolgsquote muss also durchaus messbar sein. Um Kriminellen diesen Weg zu vereinfachen, werden im Netz spezielle Werkzeuge und Anleitungen angeboten. Damit lassen sich dann beispielsweise SMS-Nachrichten so fälschen, als sei Apple der Absender oder fingierte „Find my iPhone“-Ansichten generieren.
Unterm Strich sehen wir einmal mehr das altbekannte Wettrennen: verbesserte Sicherheitsmaßnahmen sorgen auch für mehr Kreativität auf der Gegenseite. Dennoch wird niemand daran zweifeln, dass das iPhone ohne Apples iCloud-Sperre ein deutlich attraktiveres Ziel für Diebe darstellen würde.