Bahn bezeichnet Kritik als "haltlos"
Gegen schnüffelnde Bahn-App: Aktivisten reichen Klage ein
Schon länger steht die offizielle iPhone-Applikation der Deutschen Bahn in der Kritik von Bürgerrechtlern. Der Vorwurf: Die Anwendung, an der für Bahnreisende so gut wie kein Weg mehr vorbeiführt, setzt ein breites Einverständnis zur Auswertung persönlicher Daten durch Dritte voraus. Zugespitzt: die Bahn überwacht mit ihrem Download ihre Fahrgäste und übergibt die von den Kunden generierten Daten an Drittanbieter zur weiteren Auswertung.
Kampagnen-Grafik von Digitalcourage
Bereits im Sommer konfrontierten die Datenschutz-Aktivisten des seit 1987 aktiven Vereins Digitalcourage die Deutsche Bahn mit den Vorwürfen, die damals unter der Überschrift DB Schnüffel-Navigator zusammengefasst wurden – erntete von Seiten der Bahn jedoch nur ein Schulterzucken.
- DB Schnüffel-Navigator: Bahn-App überwacht Fahrgäste
Im Juli titulierte die Bahn die Kritik am DB Navigator als haltlos und wies die Vorwürfe des Vereins entschieden zurück. Dieser hat seinerseits nun den Rechtsweg beschritten und Klage gegen das Tracking in der offiziellen Bahn-Applikation eingereicht.
Klageschrift veröffentlicht
Die gut zwei Millionen täglichen App-Nutzer, die auf die Smartphone-App angewiesen sind, um Bahntickets kaufen, Verbindungen zu suchen oder schlicht Informationen zu Verspätungen und Anschlusszügen einzusehen, sollen mit der Voreinstellung „Nur erforderliche Cookies zulassen“ nicht mehr dazu gezwungen werden ihre Daten für Analyse- und Marketingzwecke freizugeben.
Die vollständige Klageschrift hat der Verein Digitalcourage (vormals: FoeBuD e.V.) zum Download im PDF-Format bereitgestellt, trifft bei der Bahn selbst jedoch einmal mehr auf Unverständnis.
So bezeichnet die Bahn die Kritik am DB Navigator weiterhin als „haltlos“, bewertet die Kundendaten als „sicher“ und den Cookie-Einsatz als „datenschutzkonform“. Man würde keinerlei personenbezogene Informationen verarbeiten, sondern in der App lediglich mit pseudonymisierten Daten umgehen. Eine Bahnsprecherin kommentiert:
Zu den von Digitalcourage e.V. im Internet veröffentlichten datenschutzrechtlichen Bedenken haben wir sehr detailliert Stellung genommen. Wir haben außerdem ein persönliches Gespräch zu einem fachlichen Austausch angeboten. Weder auf unsere fachlichen Ausführungen noch auf unser Gesprächsangebot hat der Verein Digitalcourage bis heute reagiert. Wir nehmen die öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten des Vereins, einschließlich der jetzt angekündigten Klage, mit Befremden zur Kenntnis.