Sportarmband ausprobiert
Fitbit Charge 4: Fürs Joggen hervorragend, für mehr nicht
Mit dem Sportarmband Fitbit Charge 4 hat Fitbit seit wenigen Wochen ein recht preisgünstiges Sport-Accessoire für Jogger im Angebot, das vielleicht eines der letzten Fitness-Tracker mit dem Logo des Unternehmens sein könnte.
Bekanntlich steht die neue Konzernmutter Google kurz davor die Übernahme zu finalisieren – in der Folge könnte sich das Unternehmen von der Eigenständigkeit das ist seit 2014 bestehenden Marke verabschieden.
Zurück zum Armband: Die Fitbit Charge 4 fällt eigentlich sehr attraktiv aus. Zum überschaubaren Preis von nur 149,95 Euro bietet das Armband ein integriertes GPS-Modul, eine satte Akkulaufzeit von bis zu sieben Tagen, eine kontinuierliche Herzfrequenzüberwachung und bewirbt zudem ein ab Werk integriertes Schlaf-Tracking – eine Funktion die selbst der aktuellen Generation der Apple Watch noch fehlt.
Günstige UVP hat ihren Preis
Einmal um das Handgelenk gelegt, wird jedoch schnell klar, wie es die Charge 4 auf den vergleichsweise günstigen Verkaufspreis bringt. Das Display bietet ausschließlich Graustufen an und verzichte komplett auf eine Farbdarstellung, zudem verlangt Fitbit ein aktives Drehen des Handgelenks, um die kleine Pixelanzeige überhaupt zu aktivieren. Ähnlich wie alte Generationen der Apple Watch blendet sich die Anzeige nur drei Sekunden nach der Aktivierung wieder aus, um es so auf die versprochener Akkulaufzeit zu bringen.
Was im Einsatz stört: Die bewusste Handgelenksrotation zum Aktivieren des Displays ist selbst in jenen Situationen nötig, in denen der Tracker eure Aufmerksamkeit mit einer kurzen Vibration für sich beansprucht. Wer nach dem Brrrrmmm… Brrrrmmm… nur kurz zum Handgelenk schielt, blickt auf ein schwarzes Display.
Am Handgelenk macht die Charge 4 keinen wertigen Eindruck. Zwar haben wir noch darüber geschmunzelt, als Apple bei Vorstellung der Watch-Armbänder aus „speziellem Hochleistungs-Fluorelastomer“ die Materialbezeichnung angestrengt herausarbeitete – inzwischen verstehen wir jedoch warum Cupertino einen besonderen Wert auf Produkteigenschaften wie eben die Kunststoffkomponenten der Armbänder legt, die mal eben vier Fünftel der Sport-Begleiter ausmachen können.
Diese fühlen sich bei der Charge 4 stets ein bisschen speckig und zu sehr nach Plastik an. Zudem scheint Fitbit den werksfrischen Armbändern ordentliche Spaltmaß-Toleranzen einzugestehen. So vergrößert sich der Schlitz zwischen Armband und Tracking-Modul im Laufe eines Tages auf gut 1 mm. Dieser lässt sich zwar wieder zusammenschieben, stört (uns) jedoch bei jedem Blick auf die Uhr.
Die Lauf-Auswertung der FitBit-App…
Ihre eigentliche Aufgabe, in unserem Fall die Trainingsüberwachung mit Streckenaufzeichnung und Laufauswertung, übernimmt die Charge 4 allerdings (weitgehend) hervorragend. Der Lauf wird automatisch erkannt, am Handgelenk können Herzfrequenz, Schritte, Strecke und Co im Blick behalten werden.
Nach dem Lauf informiert die Fitbit-Applikation mit einer detaillierten Auswertung über die zurückgelegte Strecke und wertet die sogenannten Zonenminuten aus; eines der neuen Feature des aktuellen Modells. Fitbit unterteilt die anliegende Herzfrequenz in vier Zonen (Höchstleistung, Cardio, Fettverbrennung und normale Zone) und gibt während des Trainings zu verstehen in welchem Herzfrequenzbereich ihr euch gerade aufhaltet.
Kurze Vibrationen machen beim Laufen darauf aufmerksam wenn sich der Bereich ändert und geben dem Läufer so die Möglichkeit die Intensität bzw. Geschwindigkeit anzupassen, um die Zone zu halten bzw. bewusst zu verlassen.
Heißt: Sobald es vibriert checkt ihr den Status und könnt das Lauftempo nun entsprechend vermindern, etwa um weiter in der Fettverbrennungszone zu bleiben, beziehungsweise etwas anzuziehen um die Cardio-Einheit bis zum Ende durchzustehen.
…der selbe Lauf aus Sicht der Apple Watch
So gut wir die Charge 4 damit als Jogging-Accessoire bewerten, so schlecht fällt unser Eindruck der Smart-Watch-Funktionen aus. Die Bezahlfunktion Fitbit Pay unterstütz derzeit so gut wie keine relevante Bank, die Spotify Integration beschränkt sich auf eine Fernbedienungsoption, Wetter, Kalender und Co. haben auf der dem pixelligen Display zu wenig Platz, um halbwegs brauchbar zu sein und dürfen eher als Gimmick denn als produktive Software-Helfer betrachtet werden. Eigene Musik lässt sich nicht übertragen. Bluetooth-Kopfhörer können nicht verbunden werden.
Die Taste an der Seite des Fitness Trackers, die kein Hardware-Knopf, sondern eine berührungsempfindliche Fläche ist, die auf Druck mit einer leichten Vibrationen reagiert, ist gewöhnungsbedürftig, reagiert aber zuverlässig und macht einen unzerstörbaren Eindruck.
Fürs Joggen hervorragend, für mehr nicht
Die Fitbit Charge 4 bietet genau das, was wir uns von der Fitbit Versa erhofft haben, die 2018 noch für 229 Euro in den Markt startete. Eine Apple Watch-Alternative, für Anwender die ihr Armband ausschließlich zum Lauftraining einsetzen möchten.
Gerade mit dem integrierten GPS – das sich wie im bebilderten Beispiel hin und wieder auch neben der Strecke lokalisiert – und dem besonderen Fokus auf die Herzfrequenzzonen eignet sich die Charge 4 als motivierender Begleiter für jeden angehenden Läufer.
Sobald jedoch etwas mehr Funktionalität gefordert wird, landet man schnell wieder bei der Apple Watch und sollte einen Bogen um die Fitibit-Produkte machen, deren zukünftige Weiterentwicklung ohnehin auf wackeligen Beinen steht.
Mit der bevorstehenden Finalisierung der Fitbit-Übernahme durch Google könnte die Marke langfristig komplett vom Markt verschwinden und Nutzern dann einen App- und Account-Wechsel hin zu Google abverlangen.
Für wen ist die Charge 4?
Die Charge 4 ist für Anwender, die außerhalb ihrer täglichen Jogging Runde keine Uhr am Handgelenk tragen möchten und auch keine Probleme damit haben, zukünftig zu Google Fit statt zur offiziellen Fitbit-App zu greifen.
Die Charge 4 ist jedoch nicht für Nutzer, die beim Kauf auf eine günstigere Apple Watch mit längere Akkulaufzeit hoffen.