Update statt teurer Hardware-Neukauf
E-Rezept: Angebot des Chaos Computer Club würde 400 Mio. sparen
Der Chaos Computer Club hat sich mit einem Angebot zu Wort gemeldet, das vor allem auf in Deutschland ansässige Arztpraxen abzielt und das Potenzial besitzt diesen bzw. dem kollektiven Gesundheitssystem fast eine halbe Milliarde Euro einzusparen.
Im Mittelpunkt der ungewöhnlichen Offerte steht dabei die sogenannte Telematik Infrastruktur der gematik. Die gematik ist eine Gesellschaft ohne Gewinnerzielungsabsicht, die die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens koordiniert und unter anderem für den Aufbau der sicheren IT-Datennetze zuständig ist, die für E-Rezept und elektronische Patientenakte benötigt werden.
Neue Hardware im 5-Jahres-Takt
Um sich in eben jene Infrastruktur einklinken zu können, müssen sich hiesige Praxen einen sogenannten TI-Konnektor anschaffen. Ein Hardware-Modul, das sich um sichere Netzwerkverbindungen mit den anderen Teilnehmern im Gesundheitswesen kümmern soll. Die TI-Konnektoren sind dabei nicht nur teuer – die Geräte werden zudem auch nur von drei Herstellern angeboten, die von der gematik abgenickt worden sind.
Pro Praxis fallen für Kauf und Anschluss der TI-Konnektoren im Schnitt Kosten von circa 9.000 Euro an. Eine Einmalzahlung möchte man denken, dem ist jedoch nicht so. Im Inneren der TI-Konnektoren spielen digitale Crypto-Zertifikate eine wesentliche Rolle und kümmern sich um die verschlüsselte Kommunikation.
Die Zertifikate laufen nach einigen Jahren jedoch ab und müssen erneuert werden. Was ein einfaches Software-Update bewerkstelligen könnte, wird von den drei Anbietern jedoch offenbar nur als kostenintensiver Austausch eines bestehenden Konnektoren angeboten.
CCC stellt Software-Fix bereit
Hier hat sich der Chaos Computer Club nun in Stellung gebracht und bietet den betroffenen Praxen eine Software-Lösung an, die die weitere Nutzung bereits vorhandener Konnektoren ermöglicht, ohne von den Geräte-Anbietern erneut zur Kasse gebeten zu werden. Eine Offerte die dem Gesundheitswesen nach Kalkulationen des Hacker-Clubs etwa 400 Millionen Euro einsparen dürfte.
Dirk Engling, Sprecher des Chaos Computer Clubs, kommentiert:
Hier will sich ein Kartell durch strategische Inkompetenz am deutschen Gesundheitssystem eine goldene Nase verdienen. Dabei werden immense Kosten für alle Versicherten, sinnloser Aufwand für einen Austausch bei allen Ärzten und tonnenweise Elektroschrott in Kauf genommen. Schlimmer noch: Eine Wiederholung des Debakels in fünf Jahren wird bereits vorbereitet.
Wenn die beauftragten Hersteller von TI-Konnektoren selbst mit so trivialen Aufgaben wie einer Erneuerung der Zertifikate überfordert sind, drängt sich doch die Frage auf, ob nicht die Vergabekriterien und Verträge der gematik verschärft und kompetentere Wettbewerber gefunden werden müssen.