Anbieter werben offen und unverblümt
Betrug mit App-Reviews: Teils jede 6. Bewertung gefälscht
Die britische Verbraucherorganisation Which? hat die App Stores von Apple und Google unter die Lupe genommen und kommt zu einem ernüchternden Urteil. Der Apple App Store und Google Play sind voller gefälschter Reviews und Apple und Google versagen dabei, diesen Betrügereien ein Ende zu bereiten.
Bei Android noch schlimmer
Die Verbraucherschützer kommen keineswegs leichtfertig zu ihren Aussagen, sondern haben die Bewertungssysteme der App Stores intensiv untersucht und dabei knapp eine Million vorhandener Bewertungen ausgewertet. Unterm Strich ist dabei herausgekommen, dass sich bei 17 Prozent der Top-100-Apps in der Beispielkategorie „Gesundheit & Fitness“ im App Store für iOS verdächtige Bewertungen finden. Apple kann sich angesichts dieser Zahl höchstens damit trösten, dass Google hier mit satten 25 Prozent noch schlechter dasteht.
Die Grundlage für diese Einschätzung bildet zunächst die Auswertung von Apps, bei denen bekannt war, dass sie Bewertungen gekauft haben. Hier ließen sich verschiedene Muster erkennen, beispielsweise wurde innerhalb weniger Tage eine Vielzahl von positiven Bewertungen am Stück hochgeladen oder es wurden auffällig viele und meist auch nur wenige Worte umfassende 5-Sterne-Bewertungen vergeben.
Auf Basis dieser Erkenntnisse hat die Organisation dann die Top-100-Kategorien im Bereich „Gesundheit & Fitness“ sowie „Spiele“ unter die Lupe genommen und insgesamt 900.000 Bewertungen untersucht. Die Kategorie „Spiele“ schneidet mit 15 Prozent verdächtiger Apps bei Apple und 22 Prozent bei Google in der Auswertung etwas besser ab als „Gesundheit & Fitness“.
Anbieter werben offen und unverblümt
Verblüffend ist weiterhin, wie offen die Anbieter von Fake-Bewertungen ihre Dienstleistungen anbieten. Ironischerweise bezahlen diese teils sogar Google, um in der Google-Suche besser gefunden zu werden und am Ende gefälschte Platzierungen im Google Play Store zu platzieren. Neben den App Stores von Apple und Google kann man sich aber auch für unzählige andere Dienste im Internet „gute Noten“ kaufen.
Längst finden sich hier auch jede Menge deutschsprachige Angebote auf dem Markt und die Unternehmen treten teils sogar mit deutschen Adressen im Impressum auf. Die Angebote werben mit Bewertungen von aktiven Kunden, die „App Store Verifiziert“ sind und versprechen durch das zeitversetzte Veröffentlichen der Bewertungen einen „natürlichen Effekt“, was das Risiko vermindern soll, gesperrt zu werden. Angesichts solcher Aussagen muss man sogar befürchten, dass die britische Studie nur die Spitze des Eisbergs zeigt und die tatsächliche Anzahl an gefälschten Apps deutlich höher liegt.
Text und Zahl der Sterne frei wählbar
Als besonderen Service kann man hier dann zum Teil auch selbstgeschriebene Bewertungen veröffentlichen lassen und anstelle die eigene App hoch zu bewerten, auch schlechte Bewertungen für die Konkurrenz kaufen.
Es sollte für Unternehmen wie Apple und Google nicht allzu schwer sein, hier zumindest den großen Anbietern das Handwerk zu erschweren, wenn nicht gar komplett zu legen. Doch bislang haben wir hier von Eigeninitiative der Unternehmen noch nicht viel mitbekommen. Präsent ist das Thema seit Jahren und wir haben auch schon mehrfach darüber berichtet. Aktiv gehandelt wurde von Apple in der Regel immer dann, wenn Negativbeispiele in den Medien für Schlagzeilen gesorgt haben.