Steve Jobs auf dem goldenen Pfad
Augen zu und durch: Hinter den Kulissen der iPhone-Präsentation 2007
Die New York Times hat unter dem Titel Let There Be an iPhone einen lesenswerten Rückblick auf die Präsentation des ersten iPhone im Januar 2007 veröffentlicht. Alte Apple-Recken erzählen, wie sie die von Steve Jobs gewünschte Live-Präsentation des Geräts mit Bangen und Zittern ermöglichten und erlebten.
Das Gerät selbst war zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch kaum zu gebrauchen. Soft- und Hardware waren voller Fehler und dadurch nahezu komplett unberechenbar. Aber Steve Jobs bestand darauf, ein „funktionierendes“ iPhone auf der Bühne zu zeigen und die Apple-Techniker konnten diesen Wunsch mit allerlei Tricks und sicherlich auch einer ordentlichen Portion Glück erfüllen.
Wenn wir scheitern, wird es wegen euch sein
Bereits die Proben für die Präsentation waren laut Andy Grignon, einem der führenden iPhone-Entwickler, ein Graus. Der damalige Apple-Chef Steve Jobs machte keine Hehl daraus, wem er die Schuld für einen misslungenen Auftritt geben wollte: „Wenn wir scheitern, wird es wegen euch sein“.
Das Moscone-Veranstaltungszentrum in San Francisco wurde von Apple derweil zum Hochsicherheitstrakt umgebaut. Bereits in der Woche vor der Präsentation wurden unter strenger Bewachung unter anderem Arbeitsräume für die Techniker geschaffen, die rund um die Uhr Soft- und Hardware optimieren mussten. In der Nacht vor der offiziellen Präsentation wollte Steve Jobs sogar, dass sämtliche im Gebäude beschäftigten Menschen dasselbe nicht mehr verließen, sondern darin übernachteten.
Für die Präsentation wurden mehrere Geräte vorbereitet. Zunächst mussten die Besten aus den gerade mal um die Hundert existenten Prototypen ausgewählt werden. Viele der Geräte hatten sichtbare Verarbeitungsmängel und waren für eine Bühnenpräsentation nicht geeignet. Die weit größere Herausforderung war jedoch die Software. Nahezu keine der Funktionen war komplett fehlerfrei. So konnte man beispielsweise eine kurze Videosequenz abspielen, aber bei einem kompletten Videoclip war ein Absturz quasi vorprogrammiert. Auch ließ sich eine E-Mail verfassen und man konnte anschließend im Web surfen, in entgegengesetzter Reihenfolge war dies jedoch nicht ohne Crash möglich. Mit stundenlangem Ausprobieren fanden Apples Entwickler den „goldenen Pfad“, also die Reihenfolge, in der die Wahrscheinlichkeit, dass die Präsentation glatt verlaufen würde am höchsten war.
Empfangsanzeige auf 5 Balken programmiert
Purer Horror für die Techniker war auch Steve Jobs’ Plan, live auf der Bühne zu telefonieren. Das Mobilfunkmodul im iPhone war zu diesem Zeitpunkt alles andere als stabil und stürzte regelmäßig ab. Die Chancen, dass es ein kurzes Telefonat überlebte waren zwar gut, aber während der 90-minütigen Präsentation musste man auf jeden Fall damit rechnen, dass die Empfangseinheit abstürzte um automatisch wieder neu zu starten. Damit das Publikum dies nicht wahrnahm, programmierten die Techniker die iPhones so, dass die Empfangsbalken stets volle fünf Balken Ausschlag anzeigten. AT&T installierte eigens für die Präsentation einen Mobilfunksender hinter der Bühne, um ausreichend Netzqualität zu gewährleisten.
Am Ende ging wie wir wissen alles gut, und nach der Präsentation am 9. Januar 2007 hätte wohl niemand gedacht, dass sich das iPhone samt Software tatsächlich noch in einem derart frühen Entwicklungsstadium befand.
Nehmt euch die Zeit für den kompletten Artikel in der New York Times. Ergänzend haben wir unten die Präsentation von damals noch als Video eingebunden. Die wohl legendärste Steve-Jobs-Keynote ist unabhängig von den nun neu veröffentlichten Hintergrundinformationen immer wieder sehenswert.