Ansage aus Cupertino: Apple will nur noch „echte“ Watch-Apps zulassen
Rückblickend dürfte die Entscheidung Tim Cooks, die Apple Watch bereits zum Marktstart mit einem eigenen App Store auszuliefern, initial aber keine „echten“ Anwendungen zu unterstützen, der Computeruhr aus Cupertino mehr geschadet als genutzt haben.
Eine Konsens, der zu gleichen Teilen unter den stets einen Zacken zu kritischen Markt-Analysten, als auch unter der überwiegenden Mehrheit der frühen Anwender beobachtet werden kann.
Die trägen Anwendungen der ersten Tage motivierten nicht etwa zum begeisterten Testen spannender Software-Erweiterungen für das Handgelenk, sondern unterstrichen, wie wenig alltagstauglich Apples Lösung ausfiel: Statt die Anwendungen direkt auf der Uhr auszuführen, wurden die Watch-Apps der ersten Generation nach dem Antippen auf dem iPhone gestartete und liefen hier im Systemhintergrund – die Apple Watch diente lediglich zur Anzeige der auf dem iPhone generierten Bildschirm-Inhalte.
Ein Kompromiss, der vor allem bei leichtgewichtigen Anwendungen zu deutlich sichtbaren Wartezeiten führte. Ein Mini-Taschenrechner konnte 2+2 nicht einfach auf der Apple Watch zusammenrechnen (eine Aufgabe, für die die Performance der Computeruhr mehr als ausreichend gewesen wäre), sondern kalkulierte das Ergebnis jeder Eingabe auf dem iPhone, erstellte eine passende Grafik und transferierte diese per Bluetooth an das Handgelenk. Furchtbar.
Doch ganz ohne eigenen App Store, immerhin einem der entscheidenen Erfolgsfaktoren des iPhones, sollte die Apple Watch nicht lanciert werden. Apple entschied sich für die „schnell statt richtig“-Strategie, die auch beim Marktstart des Apple TV 4 (keine Sprachsuche, keine Remote-App), beim Rollout von Apple Music (eine verwirrende und inzwischen mehrfach überarbeitete Oberfläche) und bei der Einführung von HomeKit (keine Nutzer-Dokumentation) beobachtet werden konnte.
Eine Entscheidung, die nun rückgängig gemacht werden soll
Zukünftig, darüber informiert Cupertino jetzt in einer kurzen Entwickler-Notiz und reagiert damit auch auf die Ernüchterung App-enttäuschter Bestandskunden, sollen nur noch jene Watch-Anwendungen in den App Store aufgenommen werden, die als native, also „echte“ Apps, direkt auf der Apple Watch ausgeführt werden.
Die Möglichkeit zum Bau nativer Anwendungen, die sich je nach Funktionsumfang auch ohne verbundenes iPhone ausführen lassen, besteht bereits seit dem Start von watchOS 2 – ab dem 1. Juni wird die native Vorbereitung bereits verfügbarer Applikationen nun zur Pflicht.
Ob sich Apples Ansage positiv auf die zurückhaltende Entwickler-Community auswirken wird, muss abgewartet werden. Fest steht: Watch-Erweiterungen, die nach dem 1. Juni 2016 aktualisiert werden, arbeiten künftig nativ auf dem Handgelenk.
Immerhin: Potentielle Käufer neuer Watch-Apps haben jetzt Gewissheit. Bislang konnten die unterschiedlichen Watch-App-Typen (nativ und nicht nativ) im App Store nämlich nicht voneinander unterschieden werden.