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Kontrolle, Zertifikate und die Zukunft: Philips und OSRAM äußern sich

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Die Nachrichten, die wir euch am vergangenen Freitag überliefern mussten, haben viele Nutzer der Philips HUE-Familie unvorbereitet getroffen und (zurecht) verärgert.

hue-bridge

Ihr erinnert euch: Die Macher der HomeKit- und Siri-kompatiblen HUE-Lampen haben ein Firmware-Update für ihre Steuerzentrale – die HUE Bridge – verteilt, dessen Auswirkungen unter Umständen verheerend sein konnten. Die Software-Aktualisierung auf Version 1.11 entfernte die bislang problemlos funktionierende Option, die Bridge nicht nur zur Steuerung von HUE-Lampen, sondern auch zur Fernbedienung von Drittanbieter-Leuchtmitteln einzusetzen.

Ein Schritt, der die Amazon-Bewertungen der HUE-Produkte in den letzten Tagen von durchschnittlich fünf auf nur noch einen Stern abstürzen ließ.

Philips begründete die Umstellung der HUE-Bridge damals mit dem Streben nach einer „great experience for our customers“, provozierte bei vielen Anwendern aber ein gegenteiliges Gefühlt.

Seit unserem Bericht über das HUE-Update haben wir Versucht die Hintergründe in Erfahrung zu bringen und inzwischen nicht nur eine Rückmeldung von OSRAM erhalten, sondern konnten uns auch mit einem Philips-Sprecher über die zukünftige Entwicklung der HUE-Familie unterhalten.

hue-go-header

Wir starten mit OSRAM

Das Traditionsunternehmen – hier sind die populären Lightify-Lampen vom HUE-Update betroffen und können mittlerweile nicht mehr mit der Philips-Bridge kommunizieren – bekennt sich klar zum offenen Standard.

OSRAM selbst würde auch zukünftig keine Fremdhersteller vom eigenen Lightify-System ausschließen. ifun.de gegenüber gibt ein Unternehmenssprecher zu Protokoll:

Wir sind überzeugt vom Prinzip des offenen Standards, der den Kunden die größtmögliche Wahl- und Kombinationsmöglichkeit bei seinen Smart-Home-Anwendungen erlaubt. Es gibt daher bei Osram keine Überlegungen, auf dem Zigbee-LightLink-Standard basierende Fremdprodukte vom Lightify-System auszuschließen. Intelligente Lichtlösungen sollten sich möglichst leicht in Smart-Home-Umgebungen integrieren lassen.

Eine positive Rückmeldung, die gleichzeitig jedoch klar impliziert: Philips kehrt sich vom offenen Standard ab. Ist dem wirklich so?

Die Antwort ist etwas komplizierter. Philips selbst hält die Zigbee-Fahne nämlich nach wie vor hoch in den Wind. Die eigenen Lampen sind Zigbee-kompatibel und können sich problemlos in die Systeme von Drittherstellern eingliedern lassen. Daran soll sich auch zukünftig nichts ändern. Philips unterstreicht:

Wir halten unverändert am Ansatz eines offenen Systems fest, ebenso wie an ZigBee Light Link als dem besten Standard zur Lichtsteuerung zuhause. Unsere Lampen und Leuchten sind unverändert vollständig kompatibel zu ZigBee Light Link.

Problematisch wird es erst beim Blick auf die entgegengesetzte Richtung bzw. bei der genaueren Betrachtung der Details der Geräte-Steuerung. Zigbee-Lampen von Dritten, lassen sich vorerst nicht mehr über die HUE-Infrastruktur bedienen. Weder die HUE-Bridge, noch die HUE-App können seit dem Update auf Version 1.11 zur Übermittlung entsprechender Steuerbefehle eingesetzt werden.

hue-go-header

Philips argumentiert zwar nachvollziehbar und verweist auf einen hohen Support-Aufwand und nicht unerhebliche Einschnitte in der User-Experience der eigenen Kunden, erklärt damit aber nicht, warum das Unternehmen nicht wenigstens eine experimentelle Option zur Drittgeräte-Unterstützung für Power-Nutzer anbietet.

Machen wir uns nichts vor: Die meisten Anwender wären schon mit einem versteckten Schalter in den Einstellungen der HUE-App zufrieden.

Dies wird aber schnell klar, wenn man sich die offizielle Kommunikation zur Firmware-Aktualisierung durchliest. Unter dem Namen „Friends of HUE“ (früher die Bezeichnung für die gesamte Produkt-Familie, jetzt der Titel eines neuen Lizenz-Programms) will Philips interessierten Drittanbietern zukünftig Lizenzen ausstellen, mit denen sich die jetzt geschlossenen Türen wieder öffnen lassen sollen.

Philips orientiert sich damit (mehr als deutlich) an Apple und setzt auf die volle Kontrolle der eigenen Plattform. Eine Entscheidung, die sich sowohl kritisieren als auch nachvollziehen lässt. Willkommen im Kapitalismus.

Drittanbieter, die von der großen Popularität der HUE-Lampen (mit ihrer App, mit der Homekit- und mit der Siri-Anbindung) profitieren wollen, sollen sich an bestimmte Mindeststandards halten müssen. Ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden, können sich die Marktkonkurrenten um das „Friends of Hue“-Siegel bewerben und anschließend wieder auf die Funktionen setzen, die vor dem Firmware-Update auf Version 1.11 noch problemlos genutzt werden konnten.

ifun.de gegenüber beschreibt Philips den Kurswechsel wie folgt:

[…] die Steuerung dieser Lampen mittels Apps aus dem Philips Hue-Ecosystem ist nicht mehr möglich. Hintergrund ist, dass wir eine zunehmende Anzahl an Funktionseinschränkungen mit ungetesteten Lampen anderer Marken beobachten. Diese beeinträchtigen den Funktionsumfang sowie die Nutzungserfahrung von Philips Hue, und sie erschweren es, Hue um neue Funktionen zu erweitern. Entsprechend können wir eine einwandfreie und uneingeschränkte Anwendung nur für Produkte sicherstellen, die wir zertifizierten und wie unsere eigenen Produkte getestet haben.

[…] Eine vollumfängliche und nahtlose Nutzererfahrung kann Philips nur für Philips Hue-Produkte sowie zertifizierte Produkte aus dem Friends of Hue-Partnerprogramm sicherstellen. Für Produkte anderer Marken, die nicht getestet und zertifiziert sind, kann Philips keine vollwertige Funktionalität und Anwendungsfreundlichkeit gewährleisten, zumal beispielsweise verschiedene Einschränkungen auf der Zigbee-Szenenfunktionalität innerhalb dieser Drittlampen beruhen. Im Rahmen des Friends of Hue-Partnerprogramms können andere Marken ihre Produkte testen und zertifizieren lassen.

[…] Das neue „Friends of Hue“-Partnerprogramm soll für Produkte anderer Marken sicherstellen, dass diese langfristig einheitlich und umfänglich mit Philips Hue funktionieren, indem sie als Friends of Hue entsprechend getestet werden.

Und jetzt?

Noch steckt das Philips-Lizenz-Programm in den Kinderschuhen. Weder der Aufwand, der für den Erhalt des „Friends of Hue“-Siegels investiert werden muss ist bekannt, noch liegen uns die möglicherweise zu berücksichtigenden Kosten bzw. die von Philips formulierten Auflagen vor.

Sollte Philips die Markt-Konkurrenten von OSRAM und Co. lediglich durchwinken und bereits nach einer netten Mail mit den entsprechenden Siegeln versorgen, dürften wir bald wieder beim alten Status Quo anlangen. Orientiert sich der Lampen-Produzent aber weiterhin an Apple, dann könnte die angenehme Zeit des netten Lampen-Miteinanders endgültig hinter uns liegen.

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15. Dez 2015 um 14:53 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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