Ein Small-Business-Gerät
Stark aber kein Allrounder: Wischroboter Dreame Bot W10 im Test
Das Produktversprechen mit dem der 950 Euro teure Dreame Bot W10 heute in den deutschen Markt startet, kennen wir in ähnlicher Form von dem bereits von der im vergangenen Sommer ausführlich besprochenen und deutlich günstigeren Yeedi Mop Station. Dreame bietet nun die Premiumversion eines Saug- und Wischroboters mit aktiver Putzfunktion und selbstreinigenden Wischmops an.
Dreame Bot W10: Kann wischen und saugen gleichzeitig
Statt auf eine eigene No-Name-App zu setzen bemüht das Topmodell der noch recht jungen Kategorie die offizielle Xiaomi-Applikation Mi Home und vertraut auf die Performance der seit mehreren Jahren etablierten Steuer-Anwendung.
Anstatt auf die einfache Visual-SLAM-Navigation zu setzen, verbaut Dreame eine zeitgemäße LiDAR-Navigation, die sich souverän auch durch zugestellte Räume bewegt und lässt den Sauger je nach aktueller Wahl nur saugen, nur feucht wischen oder beides gleichzeitig tun.
Auf dem Papier eine geniale Idee
Die Idee hinter dem Dreame Bot W10 ist die folgende: das Kombimodell verheiratet einen Saugroboter der oberen Mittelklasse mit zwei rotierenden Wischmops und einer Basis-Station, die die Wischmops des Saugers selbstständig befeuchten und reinigen kann. Dafür beherbergt die Basis-Station zwei 4 Liter fassende Wassertanks für Frisch- und Schmutzwasser, das während der Bürstenreinigung automatisch abgepumpt wird. Dieses umfangreiche Produkt-PDF macht richtig Lust auf die Maschine.
Die technischen Eckdaten im Überblick
Was genial klingt, im Video des Herstellers sehr attraktiv wirkt und im Alltagseinsatz durchaus gut funktioniert, verlangt Anwendern jedoch viele kleine Kompromisse an. Auf diese möchten wir uns in den kommenden Absätzen vor allem konzentrieren. Denn der Dreame Bot W10 ist ein sehr gutes Geräte – allerdings nicht für alle Anwender und Situationen.
Eine wuchtig große Basisstation
Nach dem Auspacken und dem Aufbauen des Dreame Bot W10 fällt zuerst auf, wie groß die Basis-Station ausfällt. Die Basis, die auch als Ladedock dient, ist mit Maßen von etwa 40 cm x 37 cm x 43 cm deutlich massiver als die ebenfalls 40 cm hohe, ohne Bodenplatte aber nur knapp 18 cm tiefe Absaugstation von Roborock und will im Zimmer erst mal einen Platz finden.
Die Basis des W10 neben der Absaugstation des Roborock S7
Auch wer von der Wischfunktion vorwiegend in den feuchten WinterMonaten Gebrauch macht, kann die Ladebasis nicht von den Wassertanks trennen und muss sich so das ganze Jahr hindurch mit dem großen Kunststoffwürfel vergnügen.
Dieser gestattet die Schnellbedienung durch ein berührungsempfindliches OLED-Display, sieht unserer Meinung nach ganz passabel aus, hat aber mit einer kleine Einschränkung zu kämpfen, die sich im Dauereinsatz schnell bemerkbar macht: Ist der Saugvorgang abgeschlossen und der Sauger zurück in seine „Garage“ gefahren, lässt sich dessen Klappe zum Entnehmen des Staubbehälters nicht mehr öffnen. Hier muss der Sauger dann entweder manuell aus der Basisstation gezogen oder nach dem Lösen von zwei Sicherungsclips mitsamt der Bodenplatte nach vorne geschoben werden.
Zusätzliche Handgriffe, die bei dem 450 ml fassenden Staubbehälter häufiger vorgenommen werden müssen und uns schon dazu motiviert haben den Roboter vor dem Weg in die Basisstation abzufangen und kurz zu stoppen.
Die Nassreinigung läuft vollautomatisch
Dafür reduziert der Dreame Bot W10 die Handgriffe für die Nassreinigung auf ein Minimum. Sind die beiden rotierenden Bürsten eingesteckt, werden diese (vorausgesetzt der Frischwassertank ist voll und der Schmutzwassertank leer) automatisch befeuchtet, werden nach 5 m², 10 m² oder 15 m² Reinigungsarbeit automatisch gereinigt und nach abgeschlossener Zimmer- beziehungsweise Wohnungsreinigung mit dem in der Basis integrierten Warmluftföhn automatisch getrocknet. Im Alltagseinsatz muss sich hier niemand mehr die Hände schmutzig machen – die Bodenplatte will jedoch regelmäßig abgeduscht werden, da diese relativ schnell verschmutzt.
Schmutz- und Frischwassertank lassen sich leicht entnehmen
Wischt feucht durch, schrubbt aber nicht
Was die Ergebnisse der Wischeinsätze angeht, hängen diese stark vom befahrenen Untergrund ab. Während gekachelte Böden, Fliesen und Steinböden im Anschluss an die Reinigung wie neu glänzend, sorgen die rotierenden Bürsten auf dunklem Laminat für ein sichtbares Reinigungsmuster, dass uns beim feuchten Lappen aktueller Roborock-Modelle bislang noch nicht aufgefallen ist.
Positiv fällt das Reinigungsverhalten hingegen auch auf Holzböden aus, auf denen sich die Möglichkeit bezahlt macht, die Feuchtigkeit der beiden Bürsten in drei unterschiedlichen Stufen anpassen zu können.
Der Dreame Bot W10 wischt in allen befahrenen Bereichen feucht durch, schrubbt aber nicht und ist nicht in der Lage angetrocknete Saftflecken zu entfernen.
Die Reinigung braucht Zeit
Was uns bei den ersten Einsätzen des Dreame Bot W10 am meisten überrascht hat: das Auswaschen der Bürsten und die anschließende neu-Befeuchtung benötigt Zeit. Circa 2 Minuten und 15 Sekunden müssen hier für die Boxenstopps einkalkuliert werden. Wenn diese in der Applikation alle 5 m² eingefordert werden, kann die die Reinigungszeit in größeren Räumen locker verdoppeln. Aus den üblichen 16 Minuten für 20 m² werden dann um die 24 Minuten.
Lange dauert auch die Trocknung. Das Summen der Lüfter ist mitunter noch sechs Stunden nach dem letzten Reinigungseinsatz zu vernehmen.
Teppicherkennung, immer wieder aufs Neue
Sind die magnetisch haftenden Wischmops eingesteckt, umfährt der Dreame Bot W10 erkannte Teppiche, indem sich der Roboter an den Rändern der Teppiche entlang hangelt. Anders als beim Roborock S7 wird deren Position jedoch nichterfasst, sondern bei jeder Tour durch die Zimmer aufs Neue ermittelt. Dies verhindert zwar, dass die nassen Wischmops vorhandene Teppiche in Mitleidenschaft ziehen, sorgt allerdings ebenfalls für eine Handvoll zusätzlicher Sekunden, mit denen bei jeder nassen Tour durch die Wohnung gerechnet werden muss.
Gesteuert wird über die bewährte Xiaomi-App
Letzter Kritikpunkt: Vernäht Wischmops
Als ebenfalls wissenswert stufen wir vor einem möglichen Kauf die folgende Information ein: die Wischmops des Dreame Bot W10 setzen auf einen fest vernähten Textilüberzug, gestatten also wieder den Tausch des Lappens noch dessen problemloses Mitwaschen in der Waschmaschine. Sind die Wischmops irgendwann abgenutzt, müssen zwingend neue Module vom Hersteller geordert werden.
Der Textilbezug ist fest vernäht
Ein gutes Small Business Gerät
Womit wir beim Fazit unserer Berücksichtigung des Dreame Bot W10 angekommen wären. Das frisch veröffentlichte Gerät ist ein Saugroboter auf dem aktuellen Stand der Zeit. Das Gerät navigiert gut und kann mit seiner soliden Saugleistung locker mit allen namhaften Konkurrenten mithalten.
In Sachen Feuchtreinigung gehört der Dreame Bot W10 zusammen mit dem Narwal T10 und der Yeedi Mop Station in eine recht junge Kategorie, die sich in der Praxis erst noch beweisen muss. Hier kann uns die Neuveröffentlichung noch nicht überzeugen, da für unseren Geschmack noch zu viele Kompromisse eingefordert werden.
Wir glauben, dass sich der Dreame Bot W10 eher für den Einsatz in kleinen Ladengeschäften, etwa beim Goldschmied, im Asia-Markt um die Ecke oder im Blumenladen zu Hause fühlt. Für den Einsatz in Eigenheim und privater Wohnung sollte die Maschine nur in Betracht ziehen, wer über wirklich große Flächen mit Fliesen oder Kacheln verfügt, keine Probleme mit Wartezeiten und Geräsuchen hat und Wert auf eine tägliche Feuchtreinigung legt.
Ambitionierte Saugroboter-Hobbyisten, zu denen wir uns auch zählen, werden sich früher oder später an den vergleichsweise langen Reinigungszeiten stören, die manuelle Reinigung der Basisplatte, das Wechseln der Tanks und auch die Geräuschentwicklung bei Bürstenreinigung und Trocknung irgendwann satt haben.
Zur Markteinführung gibt es den mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1099,99 Euro gelisteten Dreame Bot W10 bei Amazon jetzt für kurze Zeit mit 210 Euro Abzug für nur noch 889,99 Euro.